Heute ist aus diesem Fähnchen mit 65 Festangestellten, rund 400 Veranstaltungen und rund 300.000 Besucher*innen im Jahr das größte soziokulturelle Zentrum Hessens und eine mindestens deutschlandweit bekannte Venue geworden.
Mitten im Kulturpark, auf dem Gelände des alten Schlachthofs, steht heute eine moderne Veranstaltungshalle mit Platz für bis zu 2.400 Gäste, dazu bieten wir Proberäume für rund 50 Bands und fünf Werkstätten und Ateliers für Künstler*innen. Gleich nebenan, im über 100 Jahre alten Wasserturm, befinden sich das „Kesselhaus“, unsere kleine Konzerthalle mit Platz für 300 Besucher*innen und das „60/40“, eine Bar mit Biergarten.
Neben internationalen Acts finden bei uns auch viele Newcomer*innen und lokale Künstler*innen ihren Platz. Theateraufführungen, Lesungen, politische Veranstaltungen, Flohmärkte, Tanznächte und Partys gehören genauso dazu. Viele dieser kleineren Veranstaltungen finanzieren wir mit den Einnahmen aus den großen Shows quer.
Über unser eigenes Haus hinaus veranstalten wir auch Open Airs im Kulturpark, sowie Shows in Kooperation mit anderen Locations im Rhein-Main-Gebiet, wie der Ringkirche, dem Museum Wiesbaden, der Kreativfabrik direkt gegenüber, aber auch mit der Jahrhunderthalle oder der Festhalle in Frankfurt und der Stadthalle in Offenbach.
Der Schlachthof wurde als Kollektiv gegründet – bewusst ohne Hierarchien, als Gegenentwurf zu klassischen Betriebsformen. An diesem Prinzip halten wir bis heute fest. Grundsätzliche Entscheidungen treffen wir gemeinsam im Plenum. Sechsmal im Jahr kommen wir ein bis zwei Tage zusammen, um zum Beispiel über Werte, unsere Mission oder die Regeln unserer Zusammenarbeit zu sprechen.
Unsere Gewerke – von Technik über Booking bis Facility-Management – organisieren sich eigenständig und koordinieren sich in einer gemeinsamen Steuerungsgruppe. Übergreifende Themen werden in Arbeitsgruppen bearbeitet, etwa zu Gleichstellung, Demokratieförderung oder Nachhaltigkeit. Die Mitarbeit im Plenum sowie in den Arbeitsgruppen ist freiwillig.
Mitgestaltung ist für uns kein Schlagwort, sondern gelebte Praxis und bedeutet nicht nur Mitbestimmung, sondern die Chance, Verantwortung für das Haus als Ganzes und seine Entwicklung übernehmen zu können.
Früh - oder besser gesagt: so früh wie möglich - haben wir darüber hinaus die Entscheidung getroffen, dass soziokulturelle Arbeit nicht ehrenamtlich bleiben darf, sondern bezahlt werden muss. Der Weg dahin war lang und nicht immer leicht, aber heute haben wir ein Gehaltsmodell entwickelt, das Verantwortung, Anforderung und Betriebszugehörigkeit berücksichtigt, jedoch grundsätzlich alle Arbeitsbereiche gleichwertig betrachtet. Keine Arbeit ist mehr wert als eine andere. So schaffen wir sinnstiftende Arbeitsplätze in der Kultur – solidarisch und fair.
Auch extern leben wir Partizipation: Wir kooperieren eng mit vielen Wiesbadener Institutionen, Initiativen und Vereinen zusammen, die sich ihrerseits für eine offene, solidarische und demokratische Gesellschaft einsetzten – etwa mit Warmes Wiesbaden, Demokratie leben, Moment Mal, dem Flüchtlingsrat Wiesbaden, EVIM, Amnesty International oder dem Aktiven Museum Spiegelgasse, Wir in Wiesbaden und Greenpeace. Vielen Initiativen stellen wir bei Veranstaltungen kostenfrei Standflächen zur Verfügung.
Als soziokulturelles Zentrum möchten wir uns auch in Zukunft für ein vielfältiges, quirliges, weltoffenes und verantwortungsvolles Kulturprogramm im Rhein-Main Gebiet engagieren. Mehr zu unserem gesellschaftlichen Engagement könnt ihr hier lesen.
Für unsere Kulturaufgaben erhalten wir von der Stadt Wiesbaden und dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur eine institutionelle Förderung.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
Seit 1994 kollektiv und unabhängig. Gegen Diskriminierung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie.