Seit einigen wenigen Jahren schüttelt der junge Hamburger Marlo Grosshardt Liedgut von kulturkritischer Kampfeslust aus dem Ärmel, dass es nur so eine Art hat; poetische Provokationen, die in diesen Zeiten viel zu selten größere Bühnen erreichen. Seine Stimme allein, eine einzige Reminiszenz an die großen deutschen Liedermacher der 70er-und 80er Jahre – Achim Reichel, Hannes Wader oder Witthüser & Westruppn. Doch dann ist da auch diese jugendliche Frische in Texten und Instrumentierung, welche seiner EP „schön, provokant“ (2022) und dem bissigen Debütalbum „Ein letztes Liebeslied“ (2023), eine dramatische Inszenierung in zwei Akten: Resignation und Dystopie, eine herrliche Zeitgenossenschaft verleiht. Zuletzt erschien sein zweites Album "Mut" (2024). Grosshardt versteht es gleichzeitig zurückgelehnt und konfrontativ zu klingen, was Nummern wie „Alles Bis Italien", "Mama, ich hab Angst vorm Sommer", Tanz für mich“, "Jungfernstieg“, das den einen Moment zweier junger Menschen, die den scheinbaren Reichtum und die Liebe erleben, besingt, "Angestellt sein” (selbsterklärend) oder dem längst überfälligen Abgesang auf die Perversitäten des Neoliberalismus, „Christian Lindner“, eine ungemeine Souveränität verleiht. Wir freuen uns unterdessen auf mehr von seiner Gegenwartslyrik in kraushaarig-kratzigem Pop-Design. Und hören nicht auf, Banden zu bilden.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
Seit 1994 kollektiv und unabhängig. Gegen Diskriminierung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie.