Das PICKY Magazine hat den Moment schönerweise festgehalten: „Guten Morgen Deutschland, in diesem Song geht es um die Klitoris.“ Es ist kurz vor neun im ZDF-Morgenmagazin, als Blond-Sängerin und Gitarristin Nina Kummer diesen Satz raushaut. Direkt danach spielen sie ihren Song „Ich wär so gern gelenkiger“. Moderator Mitri Sirin hatte ihn gerade noch mit den Worten angekündigt, dass der Track ja auch ihn betreffe – naja, fast Mitri. Was für andere ein peinlicher Frühstücksfernseh-Moment wäre, ist für Blond ein Statement. Eines von vielen auf ihrem letzten Mai erschienenen dritten Album „Ich träum doch nur von Liebe“, das man auf den ersten Blick mit einer romantischen Eskapismus-Fantasie verwechseln könnte, wenn man nur den Titel betrachtete. Weit gefehlt! „Ich träum…“ ist ein zugleich angepisster wie weltumarmender Soundtrack für alle, die lieben, hoffen, wütend sind und trotzdem weiter tanzen wollen. „Niemand singt so wütend, schambefreit und komisch über Sexismus wie das Chemnitzer Trio Blond“, jubelte nicht zuletzt sogar Der Spiegel.
Selten klangen Konsumkritik, Empowerment, feministische Theorie und Praxis besser und catchier und selbstverständlicher als hier, bei dieser wirklich außergewöhnlichen Band um die Schwestern Nina und Lotta Kummer und Johann Bonitz. Und irgendwo zwischen Pop, Indie Rock, melancholischen Retro-Sounds und Dance Beats glimmt immer wieder die Frage: Geht da noch was – mit uns und der Welt? Blond würden sie mit Ja beantworten.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
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