Die meiste Wucht entwickeln Wellen, wenn sie sich lange aufbauen, überlagern, bis sie effektvoll in glitzernd-schäumender Gischt am Steilufer brechen. Ganz ähnlich verhält es sich mit den Songs von Porridge Radio. Dass sie dazu auch noch aus der Küstenstadt Brighton stammen, macht die Wellenmetapher vielleicht noch einmal plausibler. In jedem Fall gehört die Band, die mit ihrem direkt zum Pandemiebeginn veröffentlichten dritten Album, ihrem ersten für Secretly Canadian, einen erstaunlichen Hype auslöste, zu den besten Indie/Postpunk-Bands der Gegenwart. Live konnten wir sie aus Gründen dann erst vor zwei Jahren im Festsaal Kreuzberg erleben. Grandios, wie die Stimme und das Charisma ihrer Frontfrau Dana Margolin majestätisch über dem zwischen Dreampop und Postpunk changierenden Sound ihrer Band thront. Manchmal eingebettet in dreistimmige Call-and-Response-Harmonien, mal flüsternd, mal aufheulend, berichtet sie von sich selbst geißelnden, kreisenden Gedanken, der Angst vor dem Tod und zerrütteten Beziehungen. Das ist so niederschmetternd gut und kathartisch, dass es nur so eine Art hat - kein Wunder, bei Stücken, die so klingen sollen, "als wenn dein Herz so sehr bricht, dass dein ganzer Körper schmerzt“, wie Margolin einmal im Interview erklärte. Es ist gelungen. Zuletzt erschien ihr Album „Waterslide, Diving Board, Ladder To The Sky“, das die Angst, nun einer breiteren Öffentlichkeit mit ihrere Verletzlichkeit gegenüberzustehen, in einen kreativen Mahlstrom verwandelt. Margolins Statement diesmal: Die Songs sollten „stadium-epic like Coldplay“ klingen, was natürlich Koketterie ist, allein schon deshalb, weil in ihnen nicht einmal ein Anflug von Selbstmitleid enthalten ist. "Das Resultat klingt eher stadium-epic like like Bright Eyes, wenn Conor Oberst je in die Nähe eines Stadions kommen würde", schrieb zurecht der Rolling Stone. Wir würden ergänzen, dass er mindestens noch seinen alten Kumpel Tim Kasher dabei haben würde - und Marianne Faithfull.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
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