Er war doch immer so ein fröhlicher Junge und hat immer so sonnige Melodien gespielt! Was hat ihn bloß so ruiniert? Nichts. Alles. Je nach Sichtweise. Also noch einmal von vorne - aber in düster:
Auf seinem dritten Album innerhalb von nur 18 Monaten steigt 60ies/Garage/Surfer Boy Evan Uschenko alias Ghost Woman so tief in den Postpunk-Kohlenkeller hinab, dass er kaum wiederzuerkennen ist. Das könnte daran liegen, dass Uschenko nicht mehr allein ist: Tourschlagzeugerin Ille van Dessel ist jetzt festes Mitglied seines ehemaligen Ein-Mann-Projekts Ghost Woman, das sich über zwei Alben und eine EP hinweg in kürzester Zeit mit zähflüssiger Psychedelic, die mit je einem Bein in Garage und Country stand, eine Nische zwischen Bands wie Night Beats, Black Angels und Dead Ghosts erspielen konnte. Alles Ballast, den der Multiinstrumentalist Uschenko auf „Hindsight Is 50/50“ (das nach einem Tattoo-Fail eines Freundes benannt ist) wieder über Bord geworfen hat: Die ersten Alben seien für ihn längst wie verbrannte Seiten aus einem Tagebuch, sagt er, und hat insofern recht, als dass alles, was zuvor nach California Dreaming, pastelligen Sonnenuntergängen oder LSD-Trips zu Sonics-Platten klang, plötzlich in unendlichem Reverb, fetten Noise-Riffs und verwaschenen Seufzern aus dem Uncanny Valley beerdigt wird. Die Garage steht noch, bloß halt in Mordor, wenn man so will. Und dort proben nun gemeinsam Chris Isaak, Alien Sex Fiend und The Jesus & Mary Chain.
Just dazu gebucht: Latex, ein tolles Neues Post-Punk/Wave-Duo aus Darmstadt/Wiesbaden, das jüngste Signing auf ichi ichi, dem Label von unserem Freund Adrian.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
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