An anderer Stelle wurden sie als die deutschen Sleaford Mods bezeichnet, aber das führt in die Irre. Wer AUGN sind? Keine Ahnung. Klar ist nur, sie sind zurück. Muss ja. Die Leute hören schließlich auch nicht auf, haufenweise Bullshit zu labern, obwohl man ja gar nix mehr sagen darf. Mit dem Doppelalbum „Gerstenkorn/Fata Morgana“ zündet die „Spaßguerilla des humorlosen Humors der paraöffentlichen Filterblase“ (Die Welt (sic!)) nun also die nächste Eskalationsstufe mit Beats, so stumpf wie unsere Zeit, und Lyrics, wie das Porträt eines durchschnittsdeutschen Familientreffens. Nur ohne die Contenance. Hier wird nicht genickt, wenn Opa wieder aiwangert oder die lederhäutige Tante von ihrem Lover aus Mombasa schwärmt. Hier sagt einer mal was, wenn der Hipster-Cousin Multikulti feiert, aber den Prius am Hermannplatz lieber von innen verriegelt. Da wird dem Onkel, der einmal im Jahr die Schinkenstraße vollreihert, gnadenlos der Spiegel vorgehalten, wenn er die Touristenhorden vor seiner Eigentumswohnung in Friedrichshain irgendwie schwierig findet. Hier macht wenigstens noch einer das Maul auf, wenn der Künstler-Sohn mit Maskenattest nach Corona-Hilfen geiert oder Retorten-Popstars der Teenie-Tochter das Taschengeld abziehen. Das Prinzip sollte klar geworden sein. Es gibt nichts und niemanden - einschließlich ihrer selbst -, die AUGN nicht mit beißendem Hass, ätzender Kritik, glühendem Spott beharken, besprechen, bepöbeln würden. Und zwar zu recht. Maximal unfassliches Theater zwischen Performancekunst und Kabarett, Konzert und Weltgericht. Das Ganze ist und bleibt das Falsche. Und AUGN erinnern uns in jeder Sekunde auf schmerzhafte Weise genau daran.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
Seit 1994 kollektiv und unabhängig. Gegen Diskriminierung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie.