Das Haus ist ein wiederkehrender Topos in der Popmusik. Von Crosby, Stills, Nash & Young über Madness bis Harry Styles wurde es besungen. Ein ganzes Genre danach benannt: „House Music“. Auch Kammermusik fällt einem ein, schließlich besteht so ein Haus aus vielen unterschiedlichen Räumen. Behausungswörter überall! Die Suche nach einem Zuhause scheint elementar und universell.
Auch die Berliner Songschreiberin Katharina Kollmann alias Nichtseattle hat ihr jüngstes, drittes Studioalbum danach benannt: „Haus“, auch wenn das Haus auf dem Cover-Artwork ein Zelt ist; Ausdruck von Behausung, aber auch Vereinzelung, Unsicherheit, Prekarität. Womit gleich einige der Fragen vorweggenommen wären, die das Album aufwirft. Die Katharina Kollmann, die heute mit Band auftritt, mit dem Wunsch nach Verbindung, nach Solidarität und Vergemeinschaftung verschränkt.
Das alles tut sie auf Basis eines folkigen Indierocks, der aber vor allem von ihrer Stimme und ihrem eigentümlichen Gitarrenspiel lebt. Riffs, die wie kleine Mantren auf ihrer Bariton-Gitarre schwingen und sich harmonisch schwer einordnen lassen zwischen Orient und Okzident, zwischen Ost- und Westdeutschland, zwischen Folk und Rock. Und das perfekte Gerüst für ihre Poesie bilden.
Manch eine:r denkt beim Hören an PJ Harvey, andere gar an Nirvana, nur um sich im nächstem Moment an Gerhard Schöne erinnert zu fühlen. Aber eigentlich sind es immer unverkennbar Nichtseattle-Lieder, in denen diese unterschiedlichen Fäden aus ganz unterschiedlichen Biografien und Dekaden spielerisch und wie selbstverständlich zusammenlaufen. Und wie schon auf ihren beiden Vorgängeralben reichen ihr dabei klassische dreieinhalb Minuten selten aus, für das, was sie in ihren Liedern zu erzählen hat.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
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