Aus Long Beach in Kalifornien stammend, haben sich Touché Amoré über die Jahre zu einem der emotional präzisesten Vertreter im an emotionalen Bands wahrlich nicht armen Feld des (Post-) Hardcore entwickelt. Die Texte von Frontmann Jeremy Bolm – oft roh, schonungslos, persönlich – sind weniger zur Selbstprofilierung gedacht als zur ehrlichen Auseinandersetzung mit Angst, Verlust und dem Versuch, dies irgendwie kathartisch oder erkenntnisstiftend zu wenden. Auf heuriger Tour stellen sie ihr vor 10 Jahren erschienenes Album „Stage Four“ in den Mittelpunkt. Der Titel verweist dabei auf ein doppeltes. Klar, es war ihr viertes Album, zugleich bezeichnete „Stage Four“ das Endstadium der Krebserkrankung von Bolms Mutter, die zwei Jahre zuvor an ihrer Erkrankung verstorben war. Musikalisch markierte „Stage Four“ eine Wende: Weniger Wut, mehr Trauer, mehr Melodie – dennoch mit dem charakteristischen Aufschlag.
Somit markiert der heutige Abend kein bloßes „Hits-und-Favoriten“-Programm, sondern ein konzertantes Ritual der Erinnerung und Emotionalität. Ein Abend, der sich nicht nur an Fans richtet, die das Album damals geliebt haben, sondern an alle, die erleben wollen, wie Musik Trauer, Liebe und Befreiung zugleich sein kann. Und an jene, die wissen, dass Hardcore nicht immer laut sein muss – er kann auch zerbrechlich sein. Wenn eine Band diesen Spagat schafft, dann diese.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
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