Cäthes Lieder verhandeln die großen Themen Liebe, Leben, Altern, Frausein, Alltag, Ängste auf eine Weise, die einem im deutschen Pop selten begegnet. Frei von Pathos und trotzdem beseelt von großen Gefühlen. Witzig, ohne auf Ha-ha-Reime oder dreiste Pointen zu setzen. Kämpferisch und in sich ruhend zugleich – womit wir beim Titel „Chill Out Punk“ ihres letzten Albums wären. Und bei ihren Songs, der Single „Warum darum“ zum Beispiel, in der sie eine Beziehung seziert, die nach dem brennenden Intro nun im Alltag bestehen muss. In dem man die Fehler, die Zweifel und die verqueren, von Sexismus durchsetzten Erwartungen der Gesellschaft erdulden muss. Ein Song, den sie in den wundervollen Refrain münden lässt: „Und warum muss ich eigentlich mit meiner Therapeutin über deine Minderwertigkeitskomplexe reden?“ Die Antwort kommt von einem kleinen Chor im Hintergrund, der trällert: „Warum? Darum!“ Cäthe sieht in dem Lied auch Parallelen zu ihrem beruflichen Werdegang und den Dingen, mit denen man sich als selbstbestimmte und selbstständige Künstlerin herumschlagen muss: „Wie oft hatte ich mit Leuten zu tun, die mir sagten, ich müsse so und so sein oder so und so klingen.“ Das gäbe sie sich heute einfach nicht mehr. Deshalb passiert bei „Chill Out Punk“ auch alles nach ihren Regeln: „Ich habe inzwischen ein Team um mich, das ich mir ganz genau ausgesucht habe und jetzt auch ein eigenes Label. Wir machen alles, was wir machen können, alleine.“ Independent - als Haltung - at its best! Den Abend eröffnet die Berliner Songwriterin Juli Gilde. Sie erzählt von aufgeschlagenen Knien, gepackten Koffern, Rabenkindern, der verwilderten Stadtrandnatur. Und das alles mit einem scharfen Blick, der Situationen so einfängt, dass Gesichter und Räume sichtbar werden, Silhouetten des Moments, die weit über den ephemeren Augenblick hinausgehen.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
Seit 1994 kollektiv und unabhängig. Gegen Diskriminierung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie.