Wir schreiben ausnahmsweise gleich zwei Ankündigungen auf einmal: Es hat nur zwei Songs ("Niemand" & "Taximann") im Jahr 2020 gebraucht, bis klar war: Schmyt ist kein gewöhnlicher Newcomer, und schon gar nicht einer von vielen, sondern einer, der dabei ist, die deutschsprachige Popmusik in ihrer Gesamtheit neu zu gestalten. Mit seiner fesselnden Stimme, die vor Realismus triefende Geschichten erzählt, seinem einzigartigen Sound und einem angeborenen Sinn für Sprache, ragt er tatsächlich ziemlich weit aus dem landläufigen HipHop-Game hinaus.
Wenig ist über den deutschen Shootingstar bekannt, aber die Fakten sprechen für sich: Songwriting- und Studio-Sessions mit niemand Geringerem als Rammsteins Till Lindeman und Rapper/Produzent Tua, Reggae/Dancehall/Pop-Ikone Peter Fox (Seeed), Rap-Legende Haftbefehl und den hochgelobten Musikpionieren Majan und Megaloh und vieles mehr zeugt von seinem rasanten Aufstieg. Zu seinen lyrischen Einflüssen zählt er etwa Gottfried Benn, Rainer Maria Rilke, James Joyce und Franz Kafka, zu den musikalischen Frank Ocean, James Blake, David Bowie und Rihanna. Der Musikjournalist Alex Barbian bezeichnete ihn im Deutschlandfunk zuletzt - zusammen mit Mine und Danger Dan - als Vorreiter der „Neuen Deutschen Ballade“, einer Mischform aus Pop und Hip-Hop.
Man kann ihn allerdings auch als den klassich ausgebildeten Julian Schmidt aus Viersen und von der Band Rakede kennen, der er seit 2007 und bis zu ihrer Auflösung vor drei Jahren als Sänger vorstand, bevor er sozusagen den Schub (sic!) nutzte, um seine Solokarriere zu starten. So geht’s manchmal zu im Leben. Sein letztes Jahr erschienene Solodebütalbum trägt vielleicht auch deswegen den vertrauenserweckenden Titel „Universum regelt.“ Guter Mann, in jedem Fall!
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
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