Vor wenigen Sommern noch wurde Nils Keppel als Geheimtipp gehandelt, im Eiltempo avancierte er mit Songs wie "222" und "Wellblech" zum Protagonisten jener Postpunk-geschulten neuen glamourös-verzweifelten Musikströmung, die man mehr schlecht als recht als Neue Neue Deutsche Welle bezeichnet. „Und alle Mauern stürzen ein / hab jede Träne schon geweint“, singt er etwa in besagtem "222“ und trifft damit einen Nerv. Im Februar 2026 erscheint nun sein mit Lukas Korn (u.a. Drangsal, Mia Morgan) produziertes Debütalbum „Super Sonic Youth“, auf dem der Geist einer zu schnell gelebten, wie ein Fiebertraum vorbeiziehenden Jugend widerhallt. Der Geist, der, unbefriedigt vom jähen Ende des Rausches, bis in alle Ewigkeit dieselben Fragen spuken lässt: Haben wir sie vollends ausgekostet? Haben wir es genossen, solang es anhielt? Und war es das jetzt wirklich? Eine Bilanz, wenn man so will. Textlich befasst sich Keppel heuer weniger mit zwischenmenschlicher Romantik, als mit jener, die ihn im Angesicht verloren geglaubter Zeit für das Leben selbst befiel. Es geht um menschliche Fehlbarkeit und den großen Traum von einem besonderen Leben, um den Tod, doch nicht um seine Düsternis und Schwere, sondern um die Ironie darin, so oder so gehen zu müssen. Um Mord als Stellvertreter der immerwährenden Selbstfindung. Und das alles vorgetragen mit einer herrlich spätadoleszenten, nihilistisch-übermütigen Attitüde, wie man sie eben auch nur einmal in seinem Leben empfindet. Die Katastrophe scheint unausweichlich, doch man lächelt ihr ins Gesicht.
Die Konzerte der Nils Keppel Band sind somit auch immer kathartische Austreibungen. Zurecht hat er mit seiner Band bereits vor zwei Jahren nicht nur SO36 in Berlin ausverkauft. Zur Veröffentlichung von „Super Sonic Youth“ folgt Keppels nächste Headliner-Tour!
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
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