Es sind die späten 70er- und frühen 80er-Jahre, und in Düsseldorf proben Dutzende junger Gruppen die Revolution: Male, Mittagspause (später Fehlfarben), ZK (später Tote Hosen), S.Y.P.H., Der Plan, DAF. Ihre Barrikade, Bühne und Biertresen ist der Ratinger Hof, der schnell zum deutschen „Mekka des Punk“ wird. Doch selbst hier verstoßen Östro 430 gegen jedes Gesetz. Und das nicht nur, weil sie Frauen in einer vor allem von Typen dominierten Szene sind.
Ihre Musik ist aufgedreht, melodiös, brachial und Do-it-Yourself. Die Krönung sind die Songtexte: Lieder wie „Sexueller Notstand“, „S-Bahn“ und „Zu cool“ werden zu Klassikern. Sie schaffen es ins Fernsehen, den britischen NME und sogar in die BRAVO. Die Welt braucht die Östros, aber sie verpasst ihre Chance: 1984 lösen sich Östro 430, Role Models in einer Zeit, als es den Begriff noch nicht einmal gab, nach einer Abschiedstour auf.
39 Jahre später bekommt die Welt eine zweite Chance. 2020 wiederveröffentlichen Tapete Records aus Hamburg alle Östro-Studioaufnahmen aus den 80ern. Die Resonanz ist überwältigend: Die Feuilletons adeln Östro 430 plötzlich zur Hochkultur, jüngere Musiker*innen erweisen ihre Referenz. Und das Undenkbare geschieht: Östro 430 tauchen auf Tribute-Alben und -Veranstaltungen für Rio Reiser und Stoppok mit neuen Cover-Aufnahmen auf.
Und sie spielen wieder live. Neue Ideen werden zu neuen Stücken, treffen auf das alte Band-Motto „Nicht labern, sondern machen“ – und so entsteht zwangsläufig das neue Album: „Punkrock nach Hausfrauenart“, mit dem sie nun heute bei uns gastieren. Nicht wieder verpassen, Leute!
Den Abend eröffnen die großartigen Postpunk/NDW-ler Die Radierer, die wohl einzige Limburger band, die jemals auf dem legendären ZickZack-Label veröffentlicht hat.
Kulturzentrum Schlachthof Wiesbaden e.V.
Seit 1994 kollektiv und unabhängig. Gegen Diskriminierung, Sexismus, Rassismus, Antisemitismus und Homophobie.